Vor knapp einem Monat hatte der Industrieländerverband OECD die Wachstumsprognosen für die Türkei bis 2020 abgesenkt. Einer der Gründe war die große Unsicherheit, die der türkische Präsident Erdogan an den Finanzmärkten auslöste. Sorgen bereiteten den Investoren unter anderem die verfassungswidrigen Methoden, die zur Neuansetzung der Bürgermeisterwahl in Istanbul führten. Am Sonntag war es soweit – und Erdogan musste eine Schlappe einstecken.
Wahlsieg für die Opposition
Am Sonntag gewann – genau wie auch bei der regulären Wahl vor einiger Zeit – der Kandidat der Oppositionspartei CHP, Ekrem Imamoglu. Diesmal jedoch mit einem größeren Abstand. Wie n-tv berichtet, war dies für deutsche Politiker ein Signal, dass die Demokratie in der Türkei doch noch funktioniere. Allerdings bedeutet der Sieg der Opposition noch kein Ende der Ära Erdogan. Der AKP-Chef sitzt nach wie vor an der Regierungsspitze. Diese wiederum bräuchte einen dringenden Kurswechsel, um die Wirtschaft wieder ins Lot zu bringen. Noch immer herrscht Inflation in der Türkei. Noch immer steigt die Arbeitslosigkeit, derzeit befindet sie sich auf dem höchsten Stand der letzten zehn Jahre. Die Wirtschaft schrumpft weiter.
Kursanstieg bei der Lira
Nach dem Sieg der Opposition in Istanbul stieg sowohl der Preis der Lira am Montag als auch der türkische ISE National 100-Index sprunghaft an. Aktuell ist eine Lira 0,15 Euro wert. Der türkische Index hat am Mittwochvormittag ein Plus von 0,25 Prozent zu verzeichnen und steht bei 95.421,05 Punkten. Dem Focus zufolge besteht die Hoffnung, dass Imamoglus Sieg eine Art Kettenreaktion auslösen könnte, die dann wichtige Reformen nach sich zieht. Allerdings könnte Erdogan sich dazu entschließen, stattdessen stärker in die Wirtschaft einzugreifen als zuvor.
Sanktionen aus den USA
Der Handelsstreit zwischen den Vereinigten Staaten und China sorgt weltweit für ein Abkühlen der Konjunktur. Allerdings könnte es die Türkei zeitnah besonders hart treffen: Denn es stehen Sanktionen aus den USA ins Haus. Der Grund: Die Türkei hatte russische Luftabwehrraketen gekauft, wovor die Vereinigten Staaten zuvor ausdrücklich warnten. Zudem ächzt die Türkei indirekt unter den Iran-Sanktionen, die ebenfalls von den USA eingesetzt wurden.
Titelbild: ©Pexels / pixabay.com
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