Erst vor Kurzem war der Ausgang der Neuwahlen in der Türkei ein Grund zur Hoffnung. Politiker und Anleger sahen darin ein erneutes Aufflammen der Demokratie. Gleichzeitig aber gibt es nach wie vor diverse Faktoren, die bei den Anlegern für Unruhe sorgen. Erst am Wochenende entließ der türkische Präsident Erdogan den Chef seiner Notenbank, Murat Cetinkaya.
Die unabhängige Zentralbank?
Vor der Entlassung hatte Erdogan einige Male gefordert, dass die türkische Zentralbank die Lira-Zinsen senken möge. Seit September 2018 betrug der Leitzins 24 Prozent, um der Inflation entgegenzuwirken. Diese wiederum sank seit Oktober um ein Viertel auf nunmehr 15 Prozent. Wie der Focus berichtet, plant die türkische Notenbank für die kommenden Tage eine Pressekonferenz. Murat Uysal, der ehemalige Vize und zugleich der neue Chef, versprach am Wochenende weiterhin Unabhängigkeit der Zentralbank.
Ein Raketenproblem
Weiterhin drohen der Türkei massive Sanktionen von den Vereinigten Staaten aus. Der Grund dafür ist ein Kauf von russischen S-400-Raketenabwehrsystemen. Von amerikanischer Seite aus stellen diese angeblich ein Sicherheitsrisiko für den NATO-Raum dar, weswegen die Vereinigten Staaten vor dem Kauf gewarnt hatten. Die Türkei kümmerte sich nicht darum und kaufte die Systeme trotzdem. Ein vorangehender Konflikt mit den USA hatte die Lira bereits im letzten Jahr temporär einbrechen lassen.
Wie einst Argentinien?
Nun steht die Frage im Raum, wie es mit der Türkei weitergeht. Das Investment zeigt einige Parallelen zu lateinamerikanischen Ländern, die sich in der Vergangenheit ähnlichen Problemen ausgesetzt sahen. Der Turnaround einer vormals stabilen Regierung hin zum Populismus fand beispielsweise in Argentinien statt. Zunehmende Autokratie und die Unterdrückung von Pressefreiheit und Bürgerrechten lassen zudem die Sorgen von Marktteilnehmern wachsen.
Eine schwächelnde Währung
Aufgrund der jüngsten Entscheidungen Erdogans sinkt die Lira erneut im Wert. Am Montagnachmittag sind 5,72 Lira einen US-Dollar wert. 6,42 türkische Lira kommen auf den Wert eines Euros. Und der türkische ISE 100-Index brach am Montagmorgen ein und steht mit minus 0,57 Prozent bei 99.065,67 Punkten.
Titelbild: ©geralt / pixabay.com
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