Das 1841 gegründete Unternehmen Thomas Cook ist der älteste Reisekonzern der Welt und das zweitgrößte Touristikunternehmen in Europa. Beziehungsweise war, denn am Sonntag scheiterten letzte Investorengespräche über eine mögliche Rettung des britischen Giganten. Das Resultat: ein Insolvenzantrag.

Auswirkungen der Insolvenz

Bereits in der Nacht auf Montag gab die britische zivile Luftfahrtbehörde (CAA) die Einstellung der Geschäfte und Flüge bekannt. Unmittelbar vom Konkurs betroffen sind etwa 600.000 Touristen, darunter auch Zehntausende Deutsche. Die deutschen Tochterkonzerne Neckermann Reisen, Bucher Last Minute, Öger Tours, Air Marin und Thomas Cook Signature stoppten ebenfalls den Verkauf von Reisen. Auch trifft die Insolvenz die weltweit mehr als 21.000 Mitarbeiter, die sich ihrer Jobs nicht mehr sicher sind. Derzeit lotet das Unternehmen die „letzten Optionen“ aus, teilte es in einer Pressemeldung mit. Möglicherweise folgen weitere Insolvenzanträge der Tochtergesellschaften.

„Größte Rückführung in Friedenszeiten“

Als Reaktion darauf gab Großbritannien an, sämtliche gestrandeten Urlauber wieder zurückführen zu wollen. Das teilte der britische Verkehrsminister Grant Shapps über das Kurznachrichtennetzwerk Twitter mit. Zudem ließ er verlauten, dass „die größte Rückführungsaktion des Vereinigten Königreichs zu Friedenszeiten in vollen Gange ist“. Er gab aber auch bekannt, dass bei dieser „enormen Aufgabe“, auch „Verzögerungen auftreten werden“.

 

Die Aktion, welche den Codenamen „Matterhorn“ trägt, hat es sich zum Ziel gemacht Urlauber nach Großbritannien zurückzuholen.

Keine Rettung durch Staatshilfe

Neben den Investoren verwehrte auch die britische Regierung eine Finanzierung in Höhe von 150 Millionen Pfund (circa 170 Mio. Euro). Das berichtete der Tagesspiegel. Premierminister Boris Johnson sagte dazu laut der britischen Agentur PA: „Das ist natürlich eine Menge Steuergeld und stellt, wie die Menschen anerkennen werden, eine moralische Gefahr für den Fall dar, dass Unternehmen künftig mit solchen wirtschaftlichen Schwierigkeiten konfrontiert werden“. Aufgrund der fehlgeschlagenen Finanzierung macht die Transportgewerkschaft TSSA die Regierung für den kommenden Verlust von tausenden Arbeitsplätzen verantwortlich.

Gründe für den Konkurs

Als beeinflussende Faktoren für die Insolvenz werden Abschreibungen auf ein Tochterunternehmen in Milliardenhöhe genannt. Hinzu kommt ein schwächeres Reisegeschäft, welches unter anderem aus dem schwachen Pfund resultiert. Auch der Preiskampf im Reise- und Fluggeschäft spielte eine Rolle.

Condor führt Flugbetrieb fort

Das deutsche Tochterunternehmen Condor führt seine Flüge wie geplant aus. Mit Condor sind dem Spiegel zufolge momentan 140.000 Kunden unterwegs, von denen heute und morgen 21.000 Menschen abreisen. Der Tochterkonzern beantragte bei der Bundesregierung einen Überbrückungskredit, um die Geschäfte weiterhin ausführen zu können. Dieser wird gegenwärtig geprüft.

Aktien der Konkurrenz steigen

Die Konkurrenz wiederum profitiert von der Thomas Cook-Insolvenz. Die Aktie von TUI beispielsweise stieg am Montagnachmittag um 6,39 Prozent an. Ähnlich sieht es bei easyJet aus (plus 1,02 Prozent). Außerdem werden laut IG bis zu 10 Milliarden Euro Umsatz neu verteilt werden.

 

 

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