Schritt für Schritt kehrt im Großteil Deutschlands ein Gefühl von Normalität ein. Ausgangssperren wurden aufgehoben, Kontaktbeschränkungen gelockert, und sogar Shopping – unter gewissen Auflagen – ist wieder möglich. Doch genau diese Auflagen in Kombination mit den Umsatzeinbußen der letzten Monate machen vielen Geschäften schwer zu schaffen. Wer kann trotz der erschwerten Bedingungen überleben und welche Geschäfte müssen schließen? Welche Folgen entstehen für die Innenstädte des Landes?
Keine Kunden? Keine Chance.
Die Folgen der pandemiebedingten Schließung aller Nicht-Lebensmittelgeschäfte werden auch lange nach deren Wiedereröffnung spürbar sein. Neben den kompletten Umsatzausfällen während der Ausgangssperre schreiben viele Unternehmen jetzt rote Zahlen. Die Konsequenzen sind verheerend. Einer Umfrage des Handelsverband Deutschland(HDE) zufolge muss momentan ein Drittel der Befragten um seine Existenz bangen. Besonders schlimm trifft es den ohnehin angeschlagenen Warenhauskonzern Galeria Karstadt Kaufhof. Berichten der Tagesschau zufolge werden über 60 Filialen des Handelskonzerns geschlossen. Auch 20 der 30 Standorte von Karstadt Sports stehen auf der Abschussliste. Die Gewerkschaft ver.di spricht in ihrer Pressemitteilung von 6.000 betroffenen Stellen. Ein schwerer Schlag für die Beschäftigten und ihre Familien.
Kaum Leben im Zentrum
„Der Einzelhandel in den Innenstädten lebt eigentlich davon, dass es dort hohe Frequenzen gibt – sprich, dass viele Menschen zugleich dort sind. Das wird sich sicherlich ändern, und insbesondere die Shoppingcenter und Warenhäuser werden Probleme bekommen“, erklärt der Stadtforscher Thomas Krüger in einem Interview mit der Tagesschau. Die großen Warenhäuser haben oftmals Anker- und Magnetfunktion in den deutschen Städten. Somit erkennen auch umliegende, kleinere Geschäfte eine potentielle Gefahr für ihr Bestehen.
Doch nicht nur die Schließung von Ladengeschäften könnte für eine Verödung der Innenstädte sorgen. „Auch im Bereich der Büronutzung stehen wir vor fundamentalen Veränderungen. Die Arbeitsstrukturen in den Büroberufen, die mittlerweile 70 Prozent der Arbeitsplätze in den Großstädten ausmachen, werden sich durch die Krise und das Homeoffice erheblich verändern.“
Hilfe für den Einzelhandel?
Über 80 Prozent der Händler sehen laut dem HDE für ihre Zukunft schwarz und befürchten eine Insolvenzwelle für die Branche. Um eine drastische Veränderung der Innenstädte zu vermeiden wird nach schnellen und unbürokratischen Überbrückungshilfen für die Unternehmen gefragt. Thomas Krüger sieht in der Krise auch eine Chance auf positive Entwicklungen: „Durch verringerte Mieten und eine hoffentlich gute Zusammenarbeit der Akteure können die Zentren an urbaner Qualität gewinnen.“
Titelbild: © pfluegler photo / stock.adobe.com
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